Mittwoch, 03.12.2025

Bremer Fachtag zum Wert des Angebots Babylotse

Am 3. Dezember 2025 fand im Bildungsforum St. Joseph-Stift Bremen ein Fachtag unter dem Titel „Früh gesehen. Gut begleitet. Nachhaltig gestärkt – Babylotse Bremen im Rahmen der Frühen Hilfen“ statt. Die Veranstaltung bot Fachpersonal Einblicke in die Arbeit der Babylotsen Bremen und ermöglichte einen intensiven Austausch zwischen Fachkräften, Politik und Netzwerkpartner*innen.

Bremer Fachtag zum Wert des Angebots Babylotse

„Es ist paradox“, sagte Nicolas Haustedt, politischer Referent der Stiftung „See You“ bei einem Fachtag zum Thema Frühe Hilfen im Bremer St. Joseph-Stift. „Eine frühe Unterstützung durch die Babylotsinnen verhindere hohe Folgekosten für die Gesellschaft. Und dennoch fällt es der Politik schwer, eine gesetzliche Regelfinanzierung auf den Weg zu bringen.“

„Und das ist kein Erkenntnisproblem“, so Haustedt weiter. „Der Wert wurde verstanden: Die Bundesfamilienkonferenz hatte sich im vergangenen Jahr für eine gesetzliche Verankerung entschieden. Alle haben zugestimmt, dass Lotsendienste Baustein der Versorgung werden sollten. Dies erfolgte allerdings vor dem Regierungswechsel. Seitdem ist die Stopptaste gedrückt.“


Eine Umfrage des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen NZFH in Geburtskliniken hat ergeben, dass bei 15 % der Geburten eine gesunde Entwicklung des Kindes gefährdet ist. Die Zahl hat sich in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt. 76 % der Befragten sind der Auffassung, dass psychosoziale Bedarfe gestiegen sind. Zwei Drittel der Befragten haben einen Lotsendienst. 80 % von ihnen sagen, ihre Arbeit habe sich dadurch verbessert.

Dies unterstrichen auch die Mitarbeiterinnen des St. Joseph-Stifts. Die leitende Oberärztin der Geburtshilfe Dr. Julia Walkenhorst bezeichnet das Projekt Babylotse als großes Glück. „Insbesondere, wenn es nicht um medizinische Fragen geht“, so Walkenhorst. „Es gibt Themen, in denen ich keine Expertise habe.“

Bei dem Fachtag boten die beiden Babylotsinnen der Caritas Bremen Ulrike Deitmer und Katrin Sevim Einblick in ihre Arbeit. Sie berichteten von der Explosion der Gefühle und Aufgaben, die auf werdende und junge Eltern zukommen. „70 % der Eltern managen das eigenständig“, so Babylotsin Katrin Sevim. „30 % benötigen aber Hilfe – das ist unsere Erfahrung. Alle wollen gute Eltern sein. Viele haben jedoch Fragen, die nicht gehört werden.“

Die Babylotsinnen der Caritas Bremen teilen sich eine Vollzeitstelle. Sie analysieren die Fragen, klären, planen, vernetzen über bestehende Kontakte und evaluieren. Seit vier Jahren sind sie im St. Joseph-Stift eingesetzt und haben rund 2.500 Familien begleitet, davon 250 Familien intensiv, also bis zu ein Jahr nach der Geburt. Um den emotional oft bunt gefärbten Übergang in die Rolle als Mutter und Vater für alle Beteiligten so entspannt und sicher wie möglich zu gestalten, navigieren unsere Babylotsinnen Eltern passgenau durch die Vielfalt der Angebote der Frühen Hilfen in und um Bremen. Das Sozialressort hat nach dem Auslaufen der Anschubfinanzierung durch die Stiftung die Kosten für ein Jahr übernommen. Für das Jahr 2026 gibt es leider noch keine Zusage.