Donnerstag, 08.05.2008

Bremens einzige Chefärztin einer Frauenklinik geht in den Ruhestand

Professorin Christiane Frantzen leitete mehr als 18 Jahre die Frauenklinik im Krankenhaus St. Joseph-Stift / Bewerbungsverfahren für die Nachfolge läuft

Prof. Dr. med. Christiane Frantzen

Die Leitung der Frauenklinik und Geburtshilfe im Krankenhaus St. Joseph-Stift wird nach fast zwei Jahrzehnten in neue Hände gelegt. Die langjährige Chefärztin Professorin Christiane Frantzen wird am 1. Juni aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig in den Ruhestand gehen. Zu ihrer Nachfolge läuft im Moment noch das Bewerbungsverfahren. Kommissarisch wird die Leitung der Klinik bis zur Besetzung der Chefarztstelle der Oberarzt Dr. Frank Dee übernehmen.

Im St. Joseph-Stift baute Frantzen unter anderem das nach deutschen und europäischen Standards zertifizierte Brustzentrum auf. Sie ergänzte die Geburtshilfe um eine Neonatologie durch die Kooperation mit der Kinderklinik des Klinikums Bremen Mitte. Das ist eine rund um die Uhr kinderärztlich betreute Station für Neugeborene. Und sie hat in den letzten Jahren den Schwerpunkt onkologische Chirurgie, also die operative Behandlung von Krebspatientinnen, durch die enge Zusammenarbeit mit dem Chefarzt der Chirurgischen Klinik im St. Joseph-Stift, Dr. Wolfgang Sendt, wesentlich weiter ausgebaut.

Fragt man nach Veränderungen, die sie über die Zeit beobachtet hat, fällt ihr auf, dass Patientinnen heute sehr viel stärker in Therapieentscheidungen einbezogen werden. Eine, wie sie findet, besonders positive Entwicklung. Auch die intensive fachübergreifende Zusammenarbeit der letzten Jahre, vor allem im Rahmen des Brustzentrums und der gesamten gynäkologischen Onkologie sieht sie als gewinnbringend, da durch sie die Patientinnen noch gezielter behandelt werden. Im Klinikbetrieb stellt sie fest, dass sie und ihre ärztlichen Kollegen sich heute viel stärker als früher spezialisieren müssen, da ein Arzt nicht mehr über das gesamte Spezialwissen eines Fachgebietes verfügen kann.

Ihrem Nachfolger wünscht Frantzen, dass er trotz angespannter wirtschaftlicher und politischer Lage im Gesundheitswesen, Medizin auf hohem Niveau anbieten könne. Sie hofft, dass Patientinnen und einweisende Ärzte ihm und seiner Arbeit großes Vertrauen entgegenbringen werden. Und auch, dass er ebenso wie sie großartige Mitarbeitende erleben darf, die mit Herzblut und Fachkompetenz in der und für die Klinik tätig sind.

Für die Zukunft hat sie allerlei geplant. „Ich freue mich darauf, endlich ohne schlechtes Gewissen ein Buch zu lesen, das kein Fachbuch ist“, sagt Frantzen. „Kulturell möchte ich auch mal wieder auf dem neuesten Stand sein und Theaterabende oder Konzerte ohne Pieper in der Tasche genießen.“ Spielt die Gesundheit mit, möchte sie gern als Ärztin zeitlich begrenzte Hilfseinsätze in der Dritten Welt leisten. Und noch einmal zu studieren steht ebenso auf ihrer Wunschliste wie noch ein oder zwei Fremdsprachen zu erlernen, zu reisen und ehrenamtlich zu arbeiten.

Studiert hat Frantzen in Düsseldorf und arbeitete nach absolviertem Staatsexamen 1969 zunächst in Hamburg. Schon früh hatte sie den Wunsch, klinisch und wissenschaftlich zu arbeiten. Deshalb kehrte sie an die Universitätsklinik Düsseldorf zurück und begann ihre Karriere als Assistenzärztin in der dortigen Frauenklinik. „Mir war es wichtig, in meiner medizinischen Tätigkeit alle Möglichkeiten zu haben. Ich habe wissenschaftlich gearbeitet, die Patientinnen auf den Stationen betreut, operiert und Frauen entbunden. Diese Vielfalt hat man eigentlich nur an einer Universitätsklinik“, fasst Frantzen zusammen. 1978 schloss sie die Facharztausbildung für Geburtshilfe und Frauenheilkunde ab. Insgesamt zehn Jahre war sie in Düsseldorf tätig. „Den Plan Chefärztin zu werden, hatte ich eigentlich nie. Das hat sich eher ergeben“, gibt sie unumwunden zu. „Aber es war damals schon außergewöhnlich. Vor allem der Anfang der Karriere war schwer. Ich musste kämpfen, um im klinischen Bereich ernst genommen und gleichberechtigt behandelt zu werden. Als den Kollegen und Vorgesetzten klar war, dass meine Entscheidung feststand weiterhin klinisch zu arbeiten, wurde dies akzeptiert und Benachteiligungen gab es danach nicht.“ 1983 ging Frantzen als leitende und geschäftsführende Oberärztin der Frauenklinik an die Medizinische Hochschule Hannover und wurde 1989 Chefärztin der Frauenklinik im St. Joseph-Stift. „Besonders in Erinnerung bleiben wird mir die familiäre Atmosphäre in diesem Krankenhaus. Vieles konnte man auf dem kleinen Dienstweg zum Wohl der Patientinnen in Bewegung bringen und man hatte stets das Gefühl, alle ziehen dabei an einem Strang“, resümiert die Gynäkologin. Sie als gebürtige Rheinländerin habe sich aber auch in Bremen immer sehr wohl gefühlt und die Stadt und ihre Menschen mehr als schätzen gelernt.

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