Donnerstag, 10.09.2009

Magersucht: Ich gegen meinen Körper

Ethische Fragen bei der Behandlung der Anorexia Nervosa - Fortbildungsveranstaltung

Donnerstag, 10. September 2009, 14.30 – 17.00 Uhr

Die Magersucht – wissenschaftlich Anorexia Nervosa – ist eine häufige Essstörung, an der vor allem junge Mädchen und Frauen leiden.

Veranstaltungsort: Schulungsraum der Physiotherapie
Krankenhaus St. Joseph-Stift Bremen
Schwachhauser Heerstr. 54

Etwa 0,7 % der weiblichen Teenager erkranken an Magersucht, nur
jeder zwölfte Patient ist männlich. Wesentliches Merkmal der
Erkrankung ist eine drastische selbst herbeigeführte Gewichtsabnahme,
etwa durch die Verweigerung von Nahrungsmitteln oder
die Zuhilfenahme von Appetitzüglern usw. Die Folgen der Unterernährung
nehmen dabei drastische Züge an. Die Anorexia Nervosa
zählt zu den psychischen Erkrankungen mit der höchsten Sterberate.
Gleichzeitig ist die Therapie schwierig, so dass eine Zwangsernährung
häufig als lebensrettende Maßnahme angewandt wird.

In der modernen Medizinethik hat die „Autonomie“ des Patienten,
seine Selbstbestimmung also, etwa in Gestalt der informierten
Zustimmung (informed consent), enorm an Bedeutung gewonnen.
Auch in dem in der aktuellen Medizinethikdebatte wegweisenden
Werk Principles of Biomedical Ethics entwickeln Beauchamp und
Childress die Autonomie als eines der handlungsleitenden Prinzipien.
Wie ist die (teilweise Zwangs-) Behandlung von Anorexia-Nervosa-
Patientinnen nun ethisch mit Blick auf das Autonomieprinzip zu
betrachten? Handelt es sich bei diesen Kranken um eine weitere
Gruppe nichteinwilligungsfähiger Patienten? Gerät das Autonomieprinzip
nun auch von anderer Seite her unter Druck? Haben wir
hier Fälle vor uns, in denen das sonst verpönte paternalistische – fürsorglich-
bevormundende - Handeln moralisch geboten ist?

Referent Dipl.-Biol. Norbert Jömann vom Philosophischen Seminar & dem Centrum für Bioethik
der Universität Münster

hält Kurzreferate, jeweils mit Zeit für Rückfragen und Diskussionen, zu den Themen:

  • Krankheitsbild, Diagnose und Therapie der Anorexia Nervosa.
  • Das Autonomieprinzip in der Ethikkonzeption von Beauchamp
    und Childress und die Prinzipien mittlerer Reichweite.
  • Eine kritische Würdigung des Autonomieprinzips mit Blick auf
    Magersuchtpatientinnen.
  • Versuch eines Fazits: Wie kann ärztliches und pflegerisches
    Handeln im Fall der Anorexia Nervosa vertrauens- und verantwortungsvoll
    geschehen?

Zu dieser Veranstaltung lädt das Klinische
Ethik-Komitee am St. Joseph-Stift recht herzlich ein.

Die Veranstaltung wird von der Ärztekammer Bremen
mit 3 Fortbildungspunkten anerkannt.