Freitag, 14.06.2013

St. Joseph-Stift verabschiedet seine Ordensschwestern

Die Geschichte und Entwicklung des katholischen Krankenhauses St. Joseph-Stift ist untrennbar mit dem gleichnamigen Konvent verbunden. Der Konvent der Ordensschwestern der Franziskanerinnen von Münster, St. Mauritz prägte den Geist des katholischen Krankenhauses von der Gründung über 140 Jahre lang bis heute. Ende Juni schließt der Konvent nun für immer seine Pforten. Am Mittwoch, den 12. Juni haben die Mitarbeiter des Krankenhauses und unzählige Gäste die vier verbliebenen Mauritzer Franziskanerinnen mit einem feierlichen Dankgottesdienst und anschließendem Empfang verabschiedet.

Die vier verblieben Ordensschwestern im Konvent St. Joseph-Stift, v.l.n.r.: Sr. M Siegbalda, Sr. M. Simone, Sr. M. Ulrike, Sr. M. Fabiana

Sr. Ulrike liest aus 1 Kor 1,3-9 in der bis auf den letzten Platz gefüllten Kapelle des St. Joseph-Stift

Die fünf Zelebranten des Dankgottesdienstes, v.l.n.r.: Pfarrer Heinrich Stenzaly, Pfarrer Hartwig Brockmeyer, Propst Martin Schomaker, Pastor Bernhard Brinkmann, Pastor Karl-Heinz Rosemann

Provinzoberin Sr. M. Brigitte präsentiert ihren Schwestern den Dank und Gruß von Papst Franziskus

Das Krankenhausdirektorium überreicht zum Abschied Blumengrüße v.l.n.r. Prof. Karsten Jaeger, Ärztlicher Direktor, Torsten Jarchow, Geschäftsführer, Carsten Ludwig, Pflegedirektor

Viele ehemalige Ordensschwestern waren angereist - ein letztes Mal waren alle Reihen des linken Kapellenschiffes mit Ordenschwestern besetzt.

Beim anschließenden Empfang im Gespräch über die Zukunft des St. Joseph-Stift: Dr. Daisy Hünefeld, Vorstand der St. Franziskus-Stiftung, und Propst Dr. Martin Schomaker

Im Mai 1869 begannen vier Ordensschwestern der „Genossenschaft des Heiligen Franciscus zu Sankt Mauritz bei Münster“ in Bremen mit der Pflege kranker Mitmenschen. Zunächst auf dem Neustädter Weserufer, ab 1880 im Krankenhausneubau an der Schwachhauser Heerstraße, der auf Wunsch dieser Schwestern „Sankt-Joseph-Stift“ genannt wurde. Auf Mutter M. Bonavita, Sr. M. Rosalinde, Sr. M. Elise und Sr. M. Felicitas folgten 144 Jahre gelebte Caritas, besondere Momente und einzigartige Menschen. In seiner Blütezeit lebten im Konvent über 60 Ordensschwestern und pflegten Kranke ohne Unterschied der Konfession und des Standes. Ende Juni sind es nun wieder vier Franziskanerinnen, die den Abschluss bilden: Sr. M. Fabiana, Sr. M. Siegbalda, Sr. M. Simone und Sr. M. Ulrike werden in andere Häuser ihres Ordens versetzt.

Nachdem vor zwei Jahren bereits sieben Ordensfrauen den Konvent verlassen hatten, kümmerten sich die verbliebenen vier Franziskanerinnen vor allem um ältere Mitmenschen in Bremen. Sr. M. Ulrike engagierte sich über drei Jahre in der Tagespflege des Caritas-Altenzentrum St. Michael, Sr. M. Simone kümmerte sich in dieser Zeit als Altenseelsorgerin um die Bewohner des Altenpflegeheim St. Franziskus. Als Altenseelsorgerin viel herumgekommen ist Sr. M. Siegbalda, die in der Gemeinde St. Katharina unter anderem verschiedene Altenheime besuchte. Und auch der Konventoberin Sr. M. Fabiana waren die älteren Patienten im Schwachhauser Krankenhaus ein besonderes Anliegen: Neben ihrer Tätigkeit als Küsterin der Kappelle im St. Joseph-Stift engagierte sie sich besonders für die Patienten der Geriatrischen Tagesklinik.
 
Um diesem Ende einer Ära einen angemessenen Rahmen zu geben, fand am Mittwochnachmittag eine heilige Messe statt. Die Kapelle des Krankenhauses war bis auf den letzten Platz gefüllt. Mitarbeiter, Direktorium, Vorstandsvorsitzende des Krankenhauses, kirchliche Würdenträger, eng verbundene Bremer und ehemalige Ordensschwestern – sie alle waren gekommen, um in einem besonderen Gottesdienst „Danke“ zu sagen: Danke für den Dienst im St. Joseph-Stift und den anderen karitativen Einrichtungen, vor allem aber für den Geist und die Spuren, die 144 Jahre Mauritzer Franziskanerinnen im St. Joseph-Stift und in Bremen und hinterlassen haben.

Als Hauptliturge führte Propst Martin Schomaker durch den Dankgottesdienst. Begleitet wurde er dabei von Hartwig Brockmeyer, Pfarrer von St. Katharina, Pastor Bernhard Brinkmann, Klinikseelsorger im St. Joseph-Stift und Rector ecclesiae der Kapelle des St. Joseph-Stift und seinen beiden Amtsvorgängern Pfarrer Heinrich Stenzaly und Pastor Karl-Heinz Rosemann.

Auch Pastor Brinkmann wollte in seiner Predigt vor allem von Herzen „Danke“ sagen. Sein Rezept gegen den Abschiedsschmerz: Gott zu danken für das Zusammenführen der Wege und sich zu erinnern an all das Gute, das die Franziskanerinnen für das Krankenhaus und auch für Bremen vollbracht haben. Als pflegerisches Rückgrad des Hauses brachten die Ordensschwestern Hoffnung an die Betten und kündeten damit von der Gnade Gottes.

Die Provinzoberin des Ordens, Sr. M. Brigitte, stellte in ihrer Ansprache die Besonderheit des Bremer Konvents heraus, der in Ordenskreisen zum Teil als „zweites Mutterhaus“ bezeichnet wurde. Hier sei mit viel Kompetenz, Kreativität und Einsatz ein enges und herzliches Band zur Bremer Bevölkerung und den Mitarbeitern des St. Joseph-Stift gewachsen. Nicht umsonst sind viele der ehemaligen Ordenschwestern in Bremen tief verwurzelt und fühlen sich hier zuhause.

Der Pflegedirektor des St. Joseph-Stift, Carsten Ludwig, lobte vor allem die hohe Kompetenz und Menschlichkeit der Ordensschwestern, die die Pflege des Hauses zutiefst geprägt habe. Und er hatte ein ganz besonderes Abschiedsgeschenk für die Schwestern organisiert: Einen gerahmten Gruß von Papst Franziskus, in dem er den Schwestern für ihren Dienst in Bremen dankte und ihnen den apostolischen Segen erteilte.

Beim anschließenden Empfang wurde noch viel über die alten Zeiten gesprochen und man freute sich über das Wiedersehen mit vielen Ehemaligen und Vertrauten. Und man war sich sicher: Die Mitarbeiter des St. Joseph-Stift, die das Zeugnis der Mauritzer Franziskanerinnen kennenlernen durften, werden die gelebte Caritas der Ordenschwestern fortführen.