Augenkrankheiten bei Diabetes mellitus – diabetische Retino- und Makulopathie

Diabetesbedingte Augenkomplikationen sind häufig und führen unbehandelt zur Beeinträchtigung des Sehens oder auch bis zur Erblindung.

Wie entsteht eine diabetische Retino- bzw. Makulopathie?
Die diabetische Retinopathie gehört in Europa zu den häufigsten Erblindungsursachen im Erwachsenenalter. Etwa 90% aller Diabetiker haben nach 20 Jahren eine diabetische Retinopathie.

Ein dauerhaft hoher Blutzuckerspiegel, sowie hoher Blutdruck und hohe Blutcholesterinwerte führen zu Schädigungen an den Gefäßen der Netzhaut. Durch die Gefäßveränderungen werden die Sehzellen der Netzhaut nicht mehr ausreichend durchblutet. Aus den geschädigten Gefäßwänden kann zudem Flüssigkeit und manchmal auch Blut austreten, was zu plötzlicher Sehverschlechterung führen kann.

Welche Arten der Erkrankung gibt es?
Es werden drei verschiedene Arten der diabetischen Retinopathie unterschieden:

  • die nicht-proliferative diabetische Retinopathie
  • die proliferative diabetische Retinopathie
  • die diabetische Makulopathie

Bei der nicht-proliferativen Retinopathie wird die innerste Schicht der kleinen Blutgefäße in der Netzhaut beschädigt und so verändert, dass es zu Durchblutungsstörungen und zu Gefäßausbuchtungen (sog. Mikroaneurysmen)  kommen kann. Die Gefäße werden undicht und es gelangen Flüssigkeit, Eiweiße und Fette in die Netzhaut und lagern sich dort ab. Im fortgeschrittenen Stadium kann es u.a. zu Mikroinfarkten der Netzhaut und zu Blutungen mit Beeinträchtigung der Sehschärfe kommen. Bei ca. 50% der Patienten mit einer schweren nicht-proliferativen Retinopathie kann sich innerhalb eines Jahres eine proliferative Retinopathie entwickeln.

Bei der proliferativen diabetischen Retinopathie handelt es sich um eine schwere Form der Augenerkrankung.  Es kommt durch die ständige Unterversorgung der Netzhaut mit Sauerstoff zu Neubildungen von Blutgefäßen, die bis ins Innerste des Auges (dem sog. Glaskörper) hineinwachsen können. Diese Gefäße besitzen nur schwache Wände, sodass es zu plötzlichen Blutungen in den Glaskörperraum kommen kann, was ebenfalls zu erheblicher Beeinträchtigung des Sehens führen kann. In einem späteren Stadium können die entstandenen Gefäßbäume auf der Netzhaut narbig zusammenschrumpfen und so zu einer Netzhautablösung führen. Die Folgen sind Sehbeeinträchtigung bis Erblindung oder sogar der Verlust des Auges.

Die diabetische Makulopathie ist eine weitere Form der diabetischen Retinopathie. Hierbei ist die Stelle des schärfsten Sehens, die Makula, betroffen. Es kann zu Fettablagerungen oder zur Schwellung (sog. Makulaödem) kommen, was zum Verlust der zentralen Sehschärfe führen kann.

Wie erkennt man eine diabetische Retinopathie?
Die diabetische Retinopathie kann lange Zeit symptomlos verlaufen. Die Sehfähigkeit verschlechtert sich häufig erst in einem fortgeschrittenen Stadium. Daher sind regelmäßige augenärztliche Kontrollen zur Früherkennung von Veränderungen am Augenhintergrund unbedingt notwendig.

Wie können diabetische Augen-Komplikationen behandelt werden?
Je länger ein Diabetes besteht, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer diabetischen Retinopathie. Grundsätzlich sollte der Blutzuckerspiegel gut reguliert sein. Die optimale Blutzuckereinstellung, sowie die konsequente Therapie von Begleiterkrankungen (z.B. hoher Blutdruck, hohe Blutfettwerte) kann das Auftreten diabetischer Veränderungen am Auge aufhalten oder verzögern.
Sollte es dennoch zu Veränderungen an der Netzhaut gekommen sein, so gibt es verschiedene Therapiemöglichkeiten:

  • Lasertherapie
    Es stehen verschiedene Verfahren der Lasertherapie zur Verfügung: bei der panretinalen Lasertherapie werden 1.000-2.000 Stellen mittels Laserstrahl gitterförmig auf die Netzhaut gebracht. Diese Stellen vernarben und der Sauerstoffbedarf der Netzhaut wird reduziert. Dadurch wird die Versorgungssituation der Makula verbessert. Diese Methode kommt bei der proliferativen diabetischen Retinopathie zum Einsatz. Beim Auftreten der diabetischen Makulopathie  werden mittels fokaler Lasertherapie die undichten Gefäßneubildungen vernarbt.
  • Injektionstherapie
    Die Injektion von Medikamenten in das Auge kann ebenfalls eine diabetische Retinopathie positiv beeinflussen.  Hierbei stehen verschiedene Wirkstoffe zur Verfügung, welche die Neubildung von Gefäßen stoppen können und die Rückbildung eines Makulaödems fördern.
  • Operation
    Bei schweren Komplikationen der proliferativen diabetischen Retinopathie wie Blutung, Proliferationen, Netzhautablösung oder erhöhter Augendruck kann eine operative Entfernung des Glaskörpers mit Entfernung des Blutes und/oder Anlegen der abgelösten Netzhaut erwogen werden.

Die Therapiemöglichkeiten der diabetischen Retinopathie sind nur dann dauerhaft erfolgreich, wenn die Grunderkrankung Diabetes ausreichend therapiert, und der Blutzuckerspiegel optimal reguliert ist. Eine dauerhaft gute Einstellung von Blutzucker, Blutdruck und der Blutfette ist für die diabetische Augenerkrankung essentiell wichtig.