Montag, 12.03.2007

Erstes Brustzentrum in Bremen mit europäischem Gütesiegel

St. Joseph-Stift von europäischer Fachgesellschaft EUSOMA ausgezeichnet / In Therapie und Patientinnenbetreuung vorbildlich

Das Brustzentrum der Frauenklinik im Krankenhaus St. Joseph-Stift leistet nachweislich vorbildliche Arbeit bei der Behandlung und Betreuung von Frauen mit Brustkrebs. Dies hat jetzt die EUSOMA (European Society of Mastology, Europäische Gesellschaft für Brustkunde) mit der Akkreditierung bestätigt. Das Brustzentrum im St. Joseph-Stift ist das erste in Bremen, das nach europäischen Leitlinien arbeitet und dafür ausgezeichnet wurde. In Deutschland gibt es insgesamt 138 nach deutschen Leitlinien zertifizierte Brustzentren, 19 von ihnen erfüllen bisher die zusätzlichen hohen Anforderungen der EUSOMA. „Aus unserer Sicht ist der europäische Standard entscheidend,“ sagt die Chefärztin der Frauenklinik im St. Joseph-Stift, Professorin Christiane Frantzen, „weil er sich konsequent an den Bedürfnissen der Frauen orientiert und Behandlungsqualität einfordert.“ Die deutschen Leitlinien richten, so Frantzen weiter, ein großes Augenmerk auf strukturelle Bedingungen in einem Krankenhaus. Bei Fragen der Behandlungsqualität lassen sie größere Freiräume offen als die europäischen Forderungen. Für die EUSOMA stellen strukturelle Notwendigkeiten eine selbstverständliche Basis für qualitätsgesicherte, medizinische Leistungen dar, welche letztlich Grundlage für den Einstieg in die europäische Zertifizierung sind.

Jede zehnte Frau in Europa erkrankt an Brustkrebs. In einem zertifizierten Zentrum wird diesen Betroffenen eine hochwertige und fachübergreifende Versorgung angeboten, die sich dauerhaft beweisen muss. Dazu entwickelt die EUSOMA Standards und gibt zu erfüllende Kriterien vor. Zu ihnen gehört beispielsweise die Forderung, dass jedes Zentrum pro Jahr 150 Neuerkrankte behandeln und das jeder beteiligte Operateur mindestens 50 Brustkrebs-patientinnen pro Jahr selbst operieren muss.
Im Joseph-Stift wurden bereits 2005 mehr als 200 und 2006 über 250 neu er-krankte Patientinnen chirurgisch behandelt. Neben ärztlicher und pflegerischer Kompetenz stehen eine Onko-Psychologin, eine Breast Care Nurse, eine Sozialarbeiterin und Physiotherapeuten sowie Vertreterinnen des Bremer Arbeitskreises Brustkrebs den Patientinnen zur Verfügung.

Ob die Kriterien für eine EUSOMA-Akkreditierung erfüllt werden, überprüfte ein unabhängiges Expertenteam. In Bremen bestand dies aus einem Chirurgen und einer Breast Care Nurse aus Großbritannien, einem Pathologen aus Ungarn und einem Radiologen aus Italien. „Der Expertenbesuch hat uns deutlich voran gebracht. Die deutsche Zertifizierung war sehr technisch orientiert, bei der EUSOMA stehen dagegen ganz klar die medizinische Betreuung der Frauen nach Qualitätsstandards und ihre menschlich-psychologische Begleitung im Mittelpunkt“ so Frantzen. Die Experten forderten in einigen Bereichen Verbesserungen und deren Umsetzung, bevor sie die Akkreditierung vergaben. So wurde zum Beispiel gefordert, eine speziell ausgebildete Breast Care Nurse einzustellen, die während des gesamten Behandlungsverlaufes engen Kontakt zu den Patientinnen herstellt und aufrecht erhält. Außerdem wurden Verbesserungen bei der Kooperation zwischen dem Brustzentrum und der Humangenetik empfohlen. Inzwischen beraten Mitglieder des Brustteams der Frauenklinik und Humangenetiker gemeinsam Ratsuchende, bei denen eine familiäre Brustkrebsbelastung vorliegt. „Dieser europäische Input bringt viel Positives für die erkrankten Frauen. Er macht das System der Brustkrebsversorgung sehr transparent und bedient weder gesundheits- oder berufspolitische noch wirtschaftliche oder klinikinterne Interessen“ sagt Frantzen. „Aus meiner Sicht ist das System auch deshalb so gut, weil es sich permanent weiter entwickelt und fortwährend im Alltag bewähren muss.“

Die Datensätze des Brustzentrums gehen in Zukunft auch an die EUSOMA. Sie werden dort gesammelt und ausgewertet, um zu kontrollieren, ob das St. Joseph-Stift die Anforderungen dauerhaft erfüllt. Ist dies über fünf Jahre un-unterbrochen der Fall, erhält das Brustzentrum die angestrebte EUSOMA-Plakette. „Allmählich werden sich die deutschen und europäischen Anforde-rungen angleichen“ so schätzt Frantzen ein. „Die größte Schwierigkeit und Herausforderung für die Zukunft sind eine intensive Vernetzung des Brust-zentrums mit dem Screening und die Nachsorgeproblematik. Fehlende lang-jährige Tumorregister und die Strukturen im deutschen Gesundheitssystem erschweren im Gegensatz zu anderen europäischen Staaten im Moment noch die für die Patientinnen erstrebenswerte enge Vernetzung von Scree-ningeinheit, Brustzentrum und niedergelassenen, betreuenden Gynäkologen“.

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